Gleichlauffräsen & Gegenlauffräsen – Erklärung und Anwendung

Von | 23. Juni 2017

Fräsen ist auf der einen Seite einer der komplexesten Arbeitsgänge im Handwerksbereich, andererseits bietet diese Art der Bearbeitung eines Werkstückes aber auch eine Fülle an Möglichkeiten, die mit keiner anderen Bearbeitungsform erreicht werden kann. Ob Tischfräse, Oberfräse oder eine andere Art Fräsmaschine, jeder Handwerker wird ihnen bestätigen, dass ein solches Gerät einen nahezu unerreichbaren Stellenwert in jeder Werkstatt hat.

Ungeachtet der unterschiedlichen Bearbeitungsformen, die eine Fräse erlaubt, ist eine der häufigsten Fragen in diesem Zusammenhang die nach dem Verhältnis von Vorschubrichtung des Materials und Drehbewegung des Fräskopfes. Gleichlauffräsen und Gegenlauffräsen sind die Zauberwörter, die es zu unterscheiden gilt. Doch was genau sind eigentlich diese Unterschiede, die das Eine vom Anderen abheben? Welche Vorteile hat das Gleichlauffräsen und welche Nachteile? Die gleiche Frage drängt sich naturgemäß auch für das Gegenlauffräsen auf. Was bedeuten überhaupt die Begriffe und in welchen Fällen sollten Sie zu welcher Art des Fräsens greifen?

Gleichlauffräsen & Gegenlauffräsen – Begriffserklärung

Im Grunde ist die Erklärung der Bezeichnungen Gleichlauffräsen und Gegenlauffräsen eigentlich gar nicht so schwierig und lässt sich schon am Namen selbst erahnen. Beim Gleichlauffräsen rotieren die Schneiden des Fräskopfes in die gleiche Richtung, in die auch der Vorschub erfolgt, wohingegen die Laufrichtung des Fräsers beim Gegenlauffräsen entgegen zu der Richtung verläuft, in die das Werkstück bewegt wird. Klingt einfach, ist es auch. Zumindest die Erklärung.

Doch wenn diese Frage so leicht zu beantworten ist, weshalb streiten sich bis heute die Geister, welche der beiden Methoden die „bessere“ ist? Warum sind sich selbst Leute vom Fach oftmals noch immer nicht einig? Nun, die Wahl der Fräsrichtung im Verhältnis zur Vorschubrichtung basiert auf umfangreichen Faktoren. Welches Material wird verwendet? Welcher Fräser wird benutzt, welcher Arbeitsschritt soll erfolgen und ist die Maschine für solch ein Vorhaben überhaupt ausgelegt? Nicht wenige Kriterien sind es also, die eine Entscheidung für oder gegen das Gleichlauffräsen bzw. für oder gegen das Gegenlauffräsen beeinflussen.

  • Gleichlauf – Fräserrichtung gleich Vorschubrichtung
  • Gegenlauf – Fräserrichtung entgegen der Vorschubrichtung

Gleichlauffräsen – Vor- und Nachteile

Wie oben bereits erwähnt beschreibt das Gleichlauffräsen die Richtungsgleichheit der Fräserbewegung zum Vorschub des Werkstücks. Wobei kann diese Art des Fräsens nun also von Vorteil sein und welche Defizite bzw. Nachteile hat es? Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das Gleichlauffräsen in den meisten Fällen die zu bevorzugende Methode sein dürfte und das hat folgenden Grund. Die Krafteinwirkung beim Gleichlauffräsen nimmt mit dem Vorschub ab. Das bedeutet, sie ist beim Eintritt in das Werkzeug am größten und schwindet im Laufe des Vorschubs, weshalb diese Variante als überaus materialschonend zu bezeichnen ist. Auf diese Weise werden oftmals sauberere Ergebnisse erzielt als mit dem Gegenlauffräsen.

Einer der größten Nachteile des Gleichlauffräsens ist die Gefahr, das Werkstück bei manuellem Vorschub quasi aus der Hand gerissen zu bekommen und durch diesen plötzlichen und unerwarteten Impuls mit der Hand in den Fräser zu geraten. Deshalb rät sogar die Berufsgenossenschaft ausdrücklich davon ab, im Gleichlauf zu fräsen, wenn der Vorschub per Hand erfolgt. Tatsächlich ist diese Gefahr nicht aus der Luft gegriffen und immer wieder gibt es Berichte über solcherlei Fälle. In jedem Fall also empfiehlt es sich, eine Vorrichtung für den Fräsvorgang zu benutzen, um eine solche Gefahr zu minimieren.

  • Saubere Ergebnisse
  • Längere Haltbarkeit des Fräsers

Gegenlauffräsen – Vor- und Nachteile

Beim Gegenlauffräsen hingegen ist ein solches Risiko erheblich geringer. Somit bietet sich dieses Verfahren zumindest aus sicherheitstechnischen Gesichtspunkten an. Allerdings werden die Ergebnisse in einigen Fällen unsauberer als beim Gleichlauffräsen, da die Kraftverteilung während des Fräsvorgangs umgekehrt zum Gleichlauffräsen verläuft. Eine gute Alternative bietet das Gegenlauffräsen auch dann, wenn der Tischvorschub ein wenig Spiel hat.

Da das zu bearbeitende Material beim Gleichlauffräsen in Richtung des Fräsers gezogen wird, kann zu viel Spiel ernsthafte Konsequenzen haben. Diese Gefahr ist es auch, die dazu führt, dass viele Experten einen weiteren Vorteil im Gegenlauffräsen sehen. Der Vorschub soll so um bis zu 50 % höher eingestellt werden können, als beim Gleichlauffräsen. Das wiederum sorgt für schnellere Arbeitsabläufe und damit eine effizientere Produktion.

  • Ungefährlicher durch Vorschubrichtung
  • Bei zu viel Vorschubspielraum zu empfehlen
  • Schnelleres Arbeiten möglich

Fazit

Wie so oft gibt es auch bei diesen verschiedenen Möglichkeiten pro und contra. Obwohl die Methode des Gleichlauffräsens nicht unumstritten ist, wählen viele Handwerker genau dieses Prinzip für die Bearbeitung eines Werkstückes aus. Die vermeintlich saubereren Ergebnisse sind hier oftmals das berühmte Zünglein an der Waage. Wägen Sie die Vor- und Nachteile beider Möglichkeiten sorgfältig ab, besonders im Hinblick auf die höchstmögliche Sicherheit.

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